Politik

Meine öffentliche Funktion bringt mit sich, dass ich mich mit tagesaktuellen Einlassungen zurückhalte, aber einige Stichpunkte zu meiner privaten politischen Einstellung möchte ich als Gesprächsanker gern anbieten:

Die Demokratie lebt davon, dass sich Bürger in ihr und für sie engagieren. Menschenrechte, Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, Rechts- und Sozialstaat – nach wie vor herrscht über viele Konzepte der politischen Philosophie weltweit kein Konsens, geschweige denn dass sie überall gelebte Praxis des Handelns von politischen Akteuren wären. Die Rituale des heutigen medial geprägten Politikbetriebs und die Dominanz neoliberaler Denkweisen lassen ein Engagement für den Einzelnen nicht immer befriedigend erscheinen, nichtsdestotrotz braucht es Persönlichkeiten und Organisationen, die insbesondere vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte auf dem Boden unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung bereit sind, Verantwortung für ihre MitbürgerInnen zu übernehmen.

Ich wurde durch die Folgen des 2. Weltkriegs für meine Familie früh politisiert. Meine politische Haltung wurde von Beginn an geprägt von einer Dankbarkeit gegenüber den befriedeten Verhältnissen, in denen ich aufwachsen durfte, während nur wenige Jahre und Kilometer entfernt Gleichaltrige Grausamkeiten erdulden mussten. Daraus entwickelte sich eine unideologische, überparteiliche Grundhaltung, die wirkmächtigen Entscheidungen zugunsten eines weisen Ausgleichs aller berechtigten Interessen unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse Schutzbedürftiger stets den Vorzug geben wird vor der im Theoretischen verhafteten Artikulation weltanschaulicher Grundsatzüberzeugungen. Irgendwie dazu gehört wohl, dass man mich zunehmend öfter auf Yoga-Workshops treffen kann und ein Restaurant vegane Gerichte anbieten sollte, wenn ich dort öfter hinkommen soll.

Besonders leicht gelingt ein Gespräch mit mir über politische Haltung daher, wenn es nah an den eigenen Erfahrungen, tolerant, selbstkritisch, ergebnisoffen, auf dem Stand des 21. Jahrhunderts, mit liebevoller Ironie auch gegenüber den ach so Bösen, aber unzynisch, wenn es um das Wahre, Schöne und Gute geht, ohne Angst vor der Zukunft und mit sprachverliebter Lust am gescheiten Gedankenaustausch geführt wird.

Institut Solidarische Moderne (ISM)

Ich bin Mitglied keiner Partei. Meine politische Heimat ist das Institut Solidarische Moderne. Ich war Mitglied des ISM Kuratoriums und Gründer des ISM Kulturbeirats. Das ISM ist eine Programmwerkstatt für neue Politikkonzepte zur sozial-ökologischen Transformation, die über Parteigrenzen hinweg im Dialog entwickelt werden. Dabei bauen wir eine Brücke zwischen Politik und Wissenschaft, Zivilgesellschaft und sozialen Bewegungen. In Vorstand, Kuratorium und unter den rund 1.000 Mitgliedern waren und sind zahlreiche MdEP, MdB, MdL, Vertreter von NGOs, Universitätsprofessoren und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.

Schwerpunkt Kulturpolitik

Im März 2012 begann eine Arbeitsgruppe im ISM, Kontakte in den Kunst- und Kulturbereich aufzubauen, Wissen zusammenzutragen und inhaltlich crossover an kulturpolitischen Thesen zu arbeiten. Im August 2013 wurde der ISM Kulturbeirat institutionalisiert.

Nachlesen kann man meine Positionen auch hier: „Gesellschaftswandel ist Kulturwandel“. In: Stephan Lessenich/ Mario Neumann/ Thomas Seibert/ Andrea Ypsilanti (Hg.): “Anders regieren? Von einem Umbruch, der ansteht, aber nicht eintritt“, VSA Verlag, 2014

2019 erschienen meine kulturpolitischen Essays in dem Sammelband: Martin Wimmer, Herr Bauke schmiert sich ein Brot

Als Mitglied der Kulturpolitischen Gesellschaft (KuPoGe) bin ich auch bundesweit aktiv. Vergleiche dazu auch meinen Beitrag „Kultur – ökonomisch und ästhetisch betrachtet. Und: sozial!“, in: Kulturpolitische Mitteilungen, Heft 150 III/2015. Oder hier: Martin Wimmer, Aus Zimmer 19 bei #CoronaEssays der KuPoGe, April 2020

Deutsch-amerikanische Freundschaft

Im Kontext Politik und Kultur ist erwähnenswert, dass ich mich aktiv für die deutsch-amerikanische Freundschaft einsetze. Ich war Mitglied der ehrwürdigen Steuben Schurz Gesellschaft, der ältesten deutsch-amerikanischen Freundschaftsorganisation und Vorsitzender ihrer Hauptstadtgruppe in Berlin.

2017 initiierte ich zusammen mit prominenten Frankfurtern nach dem verheerenden Hurricane Harvey in Texas eine Spendenaktion, in deren Verlauf rund 4.000 Euro für von der Katastrophe besonders schwer getroffene Kinder gesammelt werden konnten.